Der Nürburgring hatte geladen und es war angerichtet fürs große Saisonfinale des Belcar Historic Cup. Im Rahmen der ADAC-Westfalentrophy sollten die Läufe 11 und 12 der 2022er Meisterschaft stattfinden.

Nachdem Marc Roessle (Ford Escort RS2000 „Spezial“) ja bereits bei der letzten Veranstaltung den Sack in der nationalen 2-Liter Historic Klasse zugemacht hatte und uneinholbar auf Platz 1 liegt, wollte es ihm Hans Gerd Brauneiser im Gruppe 1B Sinziger Ford Escort nun in der FIA 2-Liter Klasse gleichtun und ebenfalls den Titel holen. Ausserdem hatte Christoph Roessle (Ford Escort RS2000 MK1) noch gute Chancen, auf Platz 2 (direkt hinter Sohn Marc) der nationalen Klasse vorzurücken.

Es lag also einiges in der Luft, das für Spannung sorgen sollte. Das dachte sich dann auch das sagenumworbene Eifelwetter und zeigte sich an diesem Wochenende mal wieder erbarmungslos von seiner unangenehmsten Seite. Regen, Nebel, Wind, zwischendurch mal Sonne, alles war dabei. So glich das freie Training am frühen Samstag morgen quasi einem Eiertanz in einer Waschküche. Doch die drei Rheinlandgaragen-Piloten ließ dies völlig kalt. Mit einem sensationellen 6. Gesamtrang ließ Brauneiser im Gruppe 1B Escort merklich aufhorchen und war damit schnellstes Historic Fahrzeug des gesamten Feldes. Klar waren Einige lieber im Bett geblieben, anstatt sich in den verregneten Morgenstunden über die Strecke zu quälen. Trotzdem blieben viele verdutzte Mitbewerber mit stärker motorisierten Gefährten dahinter.
Auch Marc Roessle glänzte mit Rang 8 im Gesamt was gleichzeitig auch den ersten Platz in der nationalen Historic Klasse bedeutete. Vater Christoph Roessle belegte Klassenrang 3 und war damit ebenfalls im Soll, Platz 2 in der Endwertung war anvisiert. Die Motivation fürs nachmittägliche Qualifying stimmte also.

Ungeahnte Schützenhilfe gab es dann plötzlich noch für Brauneiser, als sich herausstellte dass seine beiden Konkurrenten um den Titel nicht starten werden, da ihre Fahrzeuge vom letzten Rennwochenende einige, in der Kürze nicht zu reparierende, Schäden zu verbuchen hatten. Somit war auch ihm der Titel nicht mehr zu nehmen, was aber nicht bedeutete, daß man es langsamer angehen lässt. Jetzt erst recht!

Wechselnde Bedingungen und ein rote Flagge machten das Qualifying zu einem Lotteriespiel. Davon ließen sich die drei Escort-Piloten aber nicht beeindrucken. Marc Roessle fuhr souverän auf P1 in seiner Klasse, genau wie Hans Gerd Brauneiser, der ja nun klassenmäßig quasi allein unterwegs war, dafür aber im Gesamtfeld eine gute Figur abgab. Lediglich Christoph Roessle hatte etwas mit den Bedingungen zu kämpfen und belegte daher nur den 4. Platz. Somit musste Aufholarbeit geleistet werden. Dies betraf dann leider auch Sohn Marc. Denn wie sich im Nachhinein herausstellte, kam die rote Flagge genau in dem Moment raus, als er dabei war, mehrere Kontrahenten zu überholen. Obwohl dies im Bruchteil einer Sekunde passierte und er danach auch deutlich Tempo rausnahm, wurde es von den Sportkommissaren als Überholen unter roter Flagge aufgefasst. Nachdem auch Erklärungsversuche mit der Rennleitung keine Wendung brachten, wurde er schließlich um fünf Plätze in der Startaufstellung zurückgestuft und rutschte somit auf Rang 2 in der Klasse und im Gesamtfeld noch hinter Brauneiser zurück. Dumm gelaufen.

Doch am Rennsonntag sollte dann noch einmal alles auf den Kopf gestellt werden. Der Himmel hatte über Nacht seine Schleusen geöffnet, es war nun wieder komplett nass. So manch einer pokerte und zog Intermediates oder Semi-Slicks auf. Doch Regenreifen sollten am Ende die goldrichtige Wahl sein. Und die hatten die drei Escort Fahrer natürlich aufgezogen. Gleich am Start stürmten Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser wie wild durchs Feld und machten Platz um Platz gut. Auch Christoph Roessle begann, das Feld von hinten aufzurollen.
Nach kurzer Zeit lag Marc mit seinem MK2 Spezial Escort dann wieder an der Spitze seiner Klasse und kämpfte nun um eine gute Gesamtposition. Dicht auf seinen Fersen, Brauneiser im 1B-Escort, der Marc’s gute Zeiten erstaunlich lange mitgehen konnte. Zwischendurch duellierte er noch mit einem wesentlich stärker motorisierten Ford Capri RS2600, den er rigoros nieder kämpfte und sich damit sogar auf den hubraumübergreifenden ersten Gesamtrang der FIA Klasse setzen konnte.

Zu diesem Zeitpunkt war Christoph Roessle bereits auch wieder auf Platz 3 der nationale Klasse vorgerückt. Und genau so wurden sie dann auch wenig später abgewunken. Marc Roessle auf P1, Vater Christoph auf P3 der 2 Liter Klasse, sowie Hans Gerd Brauneiser auf P1 der Gesamt-FIA-Klasse.

Doch wer jetzt denkt, das letzte Saisonrennen würde zu einem Schaulaufen verkommen, der irrte sich gewaltig. Noch einmal wollten die Rheinlandgaragen Piloten alles geben und sich somit gebührend von der Saison 2022 verabschieden. Bei diesmal absolut trockener Strecke verausgabten sich alle drei noch einmal bis aufs Letze. Leider hatten Brauneiser und sein Sinziger Escort bei diesen Bedingungen keine Chance mehr gegen den starken Ford Capri. So wurde er letztendlich Gesamt Zweiter bei den FIA-Historics, gewann aber natürlich die 2 Liter Wertung. Marc Roessle hatte über die Hälfte der Distanz einen herzerfrischenden Zweikampf mit seinem ärgsten Klassenkonkurrenten auf BMW 2002, den er dann am Ende ganz knapp ziehen lassen musste. Trotzdem reichte es für ihn in der Tageswertung zu Platz 1, da er im ersten Lauf genügen Vorsprung herausgefahren hatten. Dies gelang Christoph Roessle leider nicht ganz. Obwohl er noch einmal alles heraus holte, musste auch er sich von einem Mitbewerber geschlagen geben und landete sowohl im zweiten Rennen als auch in der Addition auf Rang 4. Doch auch das reichte. Den Vizetitel der nationalen 2 Liter-Klasse hatte er sich damit hauchdünn gesichert. Was für ein Erfolg.

Das war sie, die Belcar Saison 2022. Ein sensationelles Jahr für die Rheinlandgarage. Marc Roessle konnte sich in seinem ersten Motorsportjahr überhaupt direkt den Titel der nationalen 2 Liter Klasse sichern, gefolgt von seinem Vater Christoph auf Platz 2.
Und Hans Gerd Brauneiser setzte die Erfolgsgeschichte des Sinziger 1B Ford Escorts fort, indem er den Titel in der 2 Liter FIA-Klasse holte.

Jetzt ist erstmal Winterpause. Wir dürfen gespannt sein auf’s nächste Jahr.