Im Juni 1963 ist mitten im Herzen von Limburg eine wahre Perle des Rennsports entstanden. Der Circuit-Zolder. 4000 Meter Asphalt, zehn Kurven inkl. drei Schikanen, ein Hügel für Furchtlose und zwei lange Geraden. Eine wahre Herausforderung für Mensch und Maschine.
Viele legendäre Schlachten in den Motorsport-Königsklassen wurden hier bereits geschlagen und leider auch einige Helden zu Grabe getragen. Diese guten, alten Zeiten sind jedoch lange vorbei. Heute, 60 Jahre später, hat die Perle vielleicht etwas von ihrem Glanz eingebüßt, jedoch mit Sicherheit nicht von ihrer Herausforderung und schon gar nicht von ihrem unglaublichen Charme.
Grund genug, um den diesjährigen Zolder Historic Grand Prix komplett auf den 60. Geburtstag der Rennstrecke auszurichten. Viele alte Helden waren gekommen, unter ihnen auch Tourenwagen-Amazone Yvette Fontaine und Formel-Ass Thierry Boutsen.
Im Rahmen dieses traditionsreichen Intermezzos durfte natürlich auch der Belcar Historic Cup nicht fehlen. Die Saisonläufe 5 und 6 standen auf dem Programm. Vor so einer Kulisse wollte man natürlich glänzen.
Dies dachten sich auch die drei Rheinlandgaragen-Piloten, die ausgerückt waren um für Ruhm und Ehre zu kämpfen. Zum einen war da Hans Gerd Brauneiser, der diesmal wieder als Solostarter auf dem originalen Sinziger Gruppe 1B Ford Escort RS2000 MK2 in der 2 Liter FIA-Klasse genannt hatte. In der eben dieser Kategorie hatte natürlich auch Christoph Roessle seinen Escort RS2000 MK1 eingeschrieben. Und dann war da noch Sohn Marc Roessle, der mit dem 16V Holbay MK1 RS2000 Escort in der nationalen 2,5 Liter Historic-Klasse einiges gutzumachen hatte, nach einem etwas verkorksten Spa Wochenende.
So machte man sich zum samstäglichen Qualifying dann auf, um alles wieder ins rechte Licht zu rücken. Lediglich der Wettergott konnte sich nicht recht entscheiden, was er denn jetzt wolle, aber letztendlich blieb es dann doch trocken und man konnte unbeschwert auf Zeitenjagd gehen. Und das gelang recht eindrucksvoll. Marc Roessle setzte nach leichten Startschwierigkeiten ein klares Zeichen und brannte eine Zeit in den Asphalt, die ihn auf Platz 1 in seiner Klasse und Platz 2 in der Historic Gesamtwertung katapultierte. Ein toller Anfang.
Christoph Roessle und Hans Gerd Brauneiser machten ebenfalls eine gute Figur und erreichten die Plätze 2 und 3 in ihrer Klasse, lediglich geschlagen von einem Gaststarter auf einem übermächtigen 16V-BDA Ford Escort, dessen Rundenzeiten für die beiden natürlich unerreichbar waren.
Trotzdem waren alle hochzufrieden und fieberten dem diesmal schon am Samstagabend stattfindenden 1.Rennlauf entgegen. Das Wetter blieb stabil, es war also angerichtet. Und wie. Mit einem Bombenstart konnte Marc Roessle sofort seine Klassenführung behaupten. Ein beinhartes Duell mit seinem ärgsten Mitbewerber auf Mazda RX-3 war die Folge. Dieses zog sich fast über die komplette Renndistanz hin. Roessle kämpfte wie ein Löwe und griff teilweise tief in die Trickkiste, um sich zu behaupten. Dies taten auch Vater Christoph und Hans Gerd Brauneiser, die ihre beiden OHC Ford Escorts nach Herzenslust um die Strecke prügelten. Besonders Brauneiser hatte es wieder einmal mit dem ihm schon aus Spa bekannten 911er Porsche zu tun, der ihn kurzzeitig sogar mal auf den 4. Rang verwies.
Derweil vertrieb sich Christoph Roessle die Zeit damit, Klassenübergreifend für Furore zu sorgen und kämpfte sich munter durchs Gesamtfeld, da der führende BDA-Escort bereits uneinholbar enteilt war. Nachdem Brauneiser dem Porsche dann enteilt war, nahm er wieder die Verfolgung von Roessle auf, der, kurioserweise genau in dem Moment als Sohn Marc ihn überrunden wollte, etwas vom rechten Weg abgekommen war und so Bekanntschaft mit Kiesbett samt Begrünung machte und dadurch doch etwas Zeit eingebüßt hatte. Letztendlich sollte es aber bei den bereits vorher bezogenen Positionen 2 und 3 in der FIA Klasse für die beiden bleiben.
Und auch Marc Roessle konnte sich in seinem beinharten Duell durchsetzen und tatsächlich den Klassensieg gegen den Mazda einfahren.
Dies bedeutete gleichzeitig auch noch den 1. Platz in der Historic Gesamtwertung, da der bis dato führende Ford Capri mit einer erst gebrochenen und danach verlorenen Radaufhängung bereits gegen Mitte des Rennens gestrandet war.
Das nenne ich mal Wiedergutmachung. Respekt. Und somit war natürlich die Erwartungshaltung für Rennen 2 am Sonntag enorm.
Doch wieder einmal kam der Wettergott kurzzeitig in Spiel und zeigte sich von seiner unberechenbaren Seite. Am Morgen schüttete es noch wie aus Eimern, so daß alle mit einer erneuten Regenschlacht a la Spa rechneten. Doch weit gefehlt. Kurz vor Mittag stoppte der Regen, es wurde windig und begann abzutrocknen. Pünktlich zu Rennstart konnte man die Regenreifen dann endgültig einmotten, Slickwetter war angesagt. So ging es dann kurz vor halb 3 erneut auf die 30minütige Hatz um Ruhm, Ehre und Meisterschaftspunkte. Und die sollte nun deutlich härter werden als die Erste. Besonders für Marc Roessle.
Gleich am Ende der Startrunde wurde er vom Mazda aufgeschupft und so begann ein wahres Katz und Mausspiel um die führende Position in der 2,5 Liter Klasse. Beide Kontrahenten schenkten sich nichts. Mehrfach konnte Marc wieder am Mazda vorbeischlüpfen, wurde jedoch kurze Zeit später jedesmal wieder eingesackt. In der FIA-Klasse waren Vater Christoph und Hans Gerd Brauneiser erneut auf der Jagd nach dem übermächtigen 16V-Escort, konnten ihn jedoch nicht stellen. Trotzdem gaben die Beiden alles und lagen souverän auf Platz 2 und 3 in ihrer Klasse. Dabei kämpften sie den ein oder anderen Mitbewerber aus anderen Epochen nieder, bewegten sich zügig durch den Verkehr.
In genau diesem war Sohn Marc unglücklicherweise kurzzeitig beim Überrunden stecken geblieben und musste somit etwas abreißen lassen gegenüber dem Mazda. Trotz vollem Einsatz und allen Bemühungen ging ihm danach leider die Zeit aus, so daß er die Lücke bis zum Fallen der Zielflagge nicht mehr zufahren konnte. Schade, aber trotzdem toll gekämpft und P2 in der Klasse geholt.
Diesen hatte auch Christoph Roessle in der FIA-Klasse inzwischen eingefahren, der nach seinem Ausrutscher im 1.Rennen nun fehlerfrei blieb. Auf Platz 3 folgte ihm Brauneiser in Sinziger-Escort, der sich wiederum erfolgreich den Porsche vom Leib halten konnte. Der pfeilschnelle BDA-Escort war diesmal erneut nicht zu knacken. Egal, trotzdem toll gekämpft, alles gegeben.
In der Addition beider Rennläufe landete Marc Roessle auf P2 in der nationalen 2,5er Historic-Klasse, da der Mazda im 2.Rennen leider einen größeren Vorsprung auf ihn herausgefahren hatte, als er es im 1.Lauf getan hatte.
Christoph Roessle und Hans Gerd Brauneiser belegten letztendlich die Ränge 2 und 3 in der 2-Liter-FIA-Klasse. Alles in allem eine starke Vorstellung der drei Piloten, die, wie gewohnt, auch aufgrund ihrer von der Rheinlandgarage top präparierten Rennfahrzeuge, glänzen konnten.
Punktemäßig sieht es kurz nach Saisonhalbzeit auch hervorragend aus. Brauneiser führt sowohl die 2 Liter sowie auch die Gesamtwertung der FIA Klasse an. Christoph Roessle liegt hier, in Lauerstellung, jeweils auf den Plätzen 2 und 3.
Bei den nationalen Historics belegt Marc Roessle in der Gesamtwertung inzwischen bereits wieder den 3. Rang. In der 2,5er Klasse teilt er sich hingegen den ersten Platz vorerst noch mit dem punktegleichen RX-3 Mazda.
Somit ein schöner Ausklang eines traditionsreichen und spannenden Rennwochenendes, daß durchaus Lust auf mehr macht.
Foto: Belcar Historic Cup