30 Jahre ist es her, da fanden die ersten Spa Six Hours für historische Rennfahrzeuge auf der belgischen Ardennen-Achterbahn statt. Zur diesjährigen Jubiläumsveranstaltung hatten die Veranstalter sich viel vorgenommen. Dazu zählte auch, den Zuschauern ein Rahmenprogramm der Extraklasse zu servieren. Hochkarätige Rennen standen auf dem Programm. Und auch die Rheinlandgarage war wieder dabei.

Beim Belcar Historic Cup sollten nämlich die Meisterschaftsläufe 7 und 8 austragen werden. Und in eben dieser Meisterschaft sieht es für die Rheinlandgaragen-Piloten bislang noch richtig gut aus. Marc Roessle, wie gewohnt auf seinem pfeilschnellen Ford Escort RS2000 Mk1 Holbay unterwegs, hatte noch gute Chancen, sowohl die nationale 2,5l Historic Klasse, als auch die nationale Gesamtmeisterschaft zu ergattern. Hans Gerd Brauneiser und der originale Gruppe 1B Sinziger Ford Escort RS2000 MK2 könnten das Gleiche in der FIA Historic Klasse bis 2 Liter Hubraum und der Gesamtwertung schaffen. Tatkräftig unterstützt wurde er an diesem Wochenende erneut von Rainer Teitscheid, der eben dieses Fahrzeug bereits in seinem ersten Leben vor 40 Jahren bewegt hatte. Christoph Roessle liegt mit dem MK1 Escort RS2000 auf P2 in der FIA 2-Liter- und auf P3 in der Gesamtwertung.

Somit konnte einiges passieren, an diesem Wochenende auf den 7004 Metern belgischer Motorsport-Tradition. Dabei sollte das Wetter auch wieder eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.

Nun denn. Im Zeittraining, welches diesmal bereits am späten Donnerstag-Nachmittag stattfand, war anfangs noch alles in grünen Bereich. Teitscheid spulte souverän seine Trainingsrunden ab, übergab danach an Brauneiser, der ebenfalls ohne Probleme seine Zeiten setzte. Das Ergebnis, Platz 2 in der FIA 2-Liter Klasse, hinter einem übermächtigen MK1 Escort-Gaststarter mit 16V Motor.
Bei Christoph Roessle sah das leider etwas anders aus. Nach ein paar Runden kam er zu einem kurzen Check an die Box und ging danach wieder auf die Piste, kam aber leider nur bis Kurve 9 (von 19). Dort erwischte er das Kiesbett auf der Aussenseite und drehte sich raus. Somit war für ihn das Qualifying vorzeitig beendet. Trotzdem reichte seine bis dahin gefahrene Zeit noch für Platz 3 in der Klasse.
Ein weitaus größeres Problem schien allerdings Marc Roessle mit sich rumzutragen. Anfangs noch flott unterwegs, wurde das Auto plötzlich immer unruhiger und verlor auch an Bremsleistung. Nach einem Boxenaufenthalt, bei dem aber nichts Ungewöhnliches festgestellt wurde, nahm er seine Fahrt wieder auf, musste diese aber kurze Zeit später wieder beenden. Vor der ultraschnellen Double-Gauche Kurve war das Bremspedal nun komplett durchgefallen. Akrobatisch konnte er den Escort vor dem Kiesbett bewahren und zurück an die Box humpeln. Damit war auch für ihn das Training vorzeitig beendet. Aber auch bei ihm reichte es für Platz 2 in der 2,5er Klasse, mit wenig Rückstand auf den Spitzenreiter.

Nach einem gründlichen Check im Fahrerlager konnten die technischen Probleme jedoch schnell gefunden und zeitnah behoben werden. Am Ende stand der Holbay Escort am Freitag vormittag wieder wie eine Eins da. Dem Rennen stand damit nichts mehr im Wege. Außer das Wetter.

Vater und Sohn Roessle sowie Rainer Teitscheid konnten es kaum noch erwarten, endlich zu starten. Doch der Zeitplan geriet ins Wanken, eine Verzögerung folgte auf die Nächste. Genau vor Rennbeginn zogen nun plötzlich dunkle Wolken auf, ein Schauer kündigte sich an. Die Rheinlandgaragen-Piloten setzten, wie sämtliche anderen Mitbewerber, auf Slicks, da der Regen wohl nur kurz andauern würde und es danach direkt wieder abtrocknen sollte. Aber weit gefehlt! Genau mit Beginn der Einführungsrunde öffnete der Himmel seine Schleusen und der Wasser prasselte in voller Stärke auf die Teilnehmer nieder. Aquaplaning stand plötzlich auf der Tagesordnung. Sofort wurde das Safety Car auf die Strecke geschickt um die Rennsituation zu beruhigen. Dies gelang jedoch nur teilweise. Wilde Dreher und Ausflüge in die Ardenner Wiesenlandschaft waren die Folge.
Mehrere Teilnehmer kamen an die Box, um Regenreifen zu fassen was aber auch in einem heillosen Durcheinander endete und die Boxengasse ziemlich überfüllte. Unsere drei Escort Piloten fuhren unbeirrt, tapfer weiter, teilweise im Schneckentempo um nicht von der Piste zu schwimmen. Nach 5 Runden Chaos hatte die Rennleitung dann ein Einsehen und brach das Rennen (wenn es denn eins war) mit der roten Flagge ab. 4 Runden kamen danach nur in die Auswertung. Diese dauerte allerdings bis zum nächsten Morgen, da es zahlreiche Strafen gegen einige Teilnehmer wegen diversen Vergehen und Fehlverhalten gab. Doch siehe da, es hatte sich ausgezahlt.
Marc Roessle gewann tatsächlich die nationale 2,5er Klasse und Rainer Teitscheid sowie Christoph Roessle belegten Platz 2 und 3 in der FIA 2-Liter Klasse. Gut gemacht. Alles heil geblieben und wichtige Punkte gesammelt.

Damit waren die Erwartungen natürlich hoch für den 2. Rennlauf, der am Samstag Vormittag starten sollte. Diesmal pünktlich und komplett trocken. Und auch hier ging es von Anfang an zur Sache.
Marc Roessle kämpfte mit seinem Holbay RS2000 um die Führung in seiner Klasse, gegen einen von hinten stark drückenden Mazda RX-3. Hans Gerd Brauneiser hatte den Sinziger Escort von Teitscheid übernommen und versuchte nun seinerseits, die gute Position zu halten. Da wollte aber Christoph Roessle noch ein Wörtchen mitreden, der wie entfesselt fuhr und sich in kurzer Zeit an Brauneiser vorbei auf den 2. Klassenrang schob.
Inzwischen hatte auch der Mazda einen Weg an Roessle jr. vorbei gefunden, der Kampf war eröffnet. Teilweise konnte man die Beiden mit einem Handtuch zudecken, so eng war es. Das Duell wurde allerdings jäh unterbrochen, als urplötzlich eine Safety Car Phase ausgelöst wurde. Was war passiert?

Nun, ausgerechnet Christoph Roessle war bei seiner tollen Fahrt ausgangs der gefürchteten Blanchimont Kurve zuerst die Strecke und dann das Glück ausgegangen. So drehte er sich nach links weg, konnte den Escort nicht mehr abfangen und schlug hart vorwärts in die Betonmauer ein. Als der Wagen nach einer gefühlten Ewigkeit dann zum stehen kam, schüttelte er sich kurz, schnallte sich ab und konnte das Fahrzeug ohne Blessuren verlassen. Lediglich sein Ego war, verständlicherweise, etwas angekratzt. Aber Hauptsache nichts passiert, keine Verletzung, Sicherheitsausstattung hat funktioniert. Der MK1 RS2000 hat allerdings schwer was abbekommen. In diesem Jahr werden wir ihn leider nicht mehr am Start sehen.
Nachdem die Streckensicherung die Überreste abtransportiert hatte, wurde die Ampel wieder auf Grün geschaltet und es ging in die letzten 2 Rennrunden. Und die hatten es in sich.
Brauneiser wurde beinahe von einer Meute klassenfremder BMW E30s abgeräumt, die recht rustikal zu werde gingen, als ihnen beim Überrunden nicht schnell genug Platz gemacht wurde. Zum Glück nur leichte Schrammen und keine größere Beschädigung. Derweil hatte sich Roessle mit einem Husarenritt außenrum in besagter Blanchimont wieder am Mazda vorbeigemogelt und ging auf Klassenrang 1 in die letzte Rennrunde. Jetzt zählte es.
Furchtlos fuhr man teilweise Slalom um die zu überrundenden, langsameren Teilnehmer. Irgendwie konnte der Mazda sich dabei wieder an die Spitze pressen und ließ Roessle auf Rang 2 zurück. Diesen brachte er dann wenig später auch ins Ziel. Das war knapp, schade. Auch Hans Gerd Brauneiser sah die Zielflagge kurz darauf auf P2 in seiner Klasse, hinter dem übermächtigen MK1 RS1600 Escort. Trotzdem gut gekämpft.

In der Addition beider Rennläufe konnte Marc Roessle dann letztendlich doch noch den Tagessieg vor dem Mazda einheimsen. Brauneiser/Teitscheid und Christoph Roessle belegten die Ränge 2 und 3 in der 2-Liter FIA Klasse. Ein Wochenende mit Höhen und Tiefen für unserer tapferen Rheinlandgaragen-Piloten. Am Ende war einfach nicht mehr drin.
Ein Ergebnis steht aber schon heute fest. Das Team Hans Gerd Brauneiser/Rainer Teitscheid/Alexander Trojan auf Sinziger Escort sowie Christoph Roessle auf MK1 RS2000 belegen in der Meisterschaft uneinholbar die Plätze 1 bzw. 2 in der 2-Liter FIA Klasse. Glückwunsch.

Doch in den anderen Gruppen geht es noch um die Wurst. In zwei Wochen gastiert man am Nürburgring. Dort finden im Rahmen der ADAC-Westfalentrophy die beiden letzten Meisterschaftsläufe des Belcar Historic Cups statt. Hier liegt das Team Brauneiser/Teitscheid/Trojan auf Platz 2 in der FIA Gesamtwertung und könnte durch einen eventuellen Patzer des Führenden vielleicht doch noch die Krone einheimsen. Marc Roessle liegt punktgleich auf Rang 1 in der nationalen 2,5er Klasse und in der Gesamtwertung auf Platz 2 mit 11 Punkten Rückstand auf den Mazda. Ganz schön knappe Kiste.

Foto: Belcar Historic Cup