1983 war ein bewegtes Jahr. Motorola stellt das weltweit erste Handy vor, Udo Lindenberg tritt im Palast der Republik auf, der 1.FC Köln wird zum 4. und bislang letzten Male Sieger des DFB-Pokals.
Und… Olaf Manthey gewinnt die Deutsche Automobil-Rennsport-Trophäe auf Ford Escort RS 2000, eingesetzt durch das Team Brauneiser-Renntechnik aus Köln. Lange ist es her, 41 Jahre um genau zu sein.
Gefahren wurden damals 10 Läufe. Im belgischen Zolder, im badischen Motodrom von Hockenheim, auf dem Nürburgring, der Berliner Avus und den Flugplätzen Wunstorf, Mainz-Finthen sowie Diepholz. Der Saisonhöhepunkt fand allerdings ganz woanders, nämlich mitten im Herzen des Frankenlandes, statt. Die berühmten 200 Meilen von Nürnberg, auf dem Norisring. Damals wie heute eine absolute Herausforderung für Mensch und Maschine. Und auch hier glänzte Olaf Manthey mit seinem Brauneiser Gruppe 1B Escort RS 2000, im unverkennbaren Sinziger-Look.
Das war einmal. Zeiten ändern sich.
Die Rennsport-Trophäe gibt es nicht mehr, dafür aber die Nachfolger-Serie DTM (anfangs noch DPM). Und die gastiert nach wie vor jedes Jahr auf dem 2.300 Meter langen, von Leitplanken und Betonmauern begrenzten Asphaltband, quer durch die Nürnberger Innenstadt, unweit des Frankenstadions. Grundig-Kehre, Schöller-S, Dutzendteich-Kehre, wohlklingende Namen, anders als auf vielen anderen Strecken sind die Kurven bis heute unverändert geblieben.
Die DTM, vor genau 40 Jahren, also 1984, wurde sie gegründet, eben als direkter Nachfolger der Rennsport-Trophäe. Und um dieses Jubiläum zu feiern, fand dort in diesem Jahr das sogenannte DTM-Classic Rennen statt.
Ein Rennen für Helden (sowohl Fahrer als auch Fahrzeuge) der vergangenen Jahre. Stuck, Grohs, von Bayern, Heger, Audi V8, BMW M3, Ford Sierra RS 500, Mercedes C-Klasse,… alle waren sie am Start.
Und mittendrin ein Ford Escort RS 2000. Im Sinziger-Look. Genau wie vor 41 Jahren.
Das Team Brauneiser-Renntechnik war tatsächlich zurückgekehrt. Startberechtigt, durch den 83er Meistertitel von Olaf Manthey in der Rennsport-Trophäe. Der Wagen, immer noch derselbe wie damals: 2 Liter Hubraum, 186 PS, 8 Ventile, 4 Gänge, 2 Scheibenbremsen vorne, 2 Trommelbremsen hinten. Damals das Maß der Dinge. Im heutigen Vergleich quasi chancenlos gegenüber den restlichen Startern.
Weit gefehlt. Angetreten um mit dem nach Gruppe 1B/AN Reglement aufgebauten originalen Sinziger Ford Escort RS 2000 die rote Laterne des Starterfeldes zu tragen, kann man in Nachhinein von einem wirklich durchaus gelungenem Wochenende sprechen.
Schon nach den ersten Trainingsläufen wunderten sich die Fahrer, Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser, darüber, dass die DTM-Fans an der Strecke nicht den überlegenen V8 DTM und hoch motorisierten Fahrzeugen ihr Herz schenkten, sondern dem mit 13″ Felgen, Blattfedern und Trommelbremsen ausgestatteten Ford Escort RS 2000.
Spätestens nach dem Zeittraining und der tollen Streckenmoderation durch die Rennsport-Experten Carsten Krome und Rainer Braun, die sich der Geschichte des langsamsten Fahrzeugs im Feld annahmen, war es klar… die Fans liebten den seriennahen Wagen mit dem stark driftenden Fahrverhalten.
Der oft zitierte Satz von Gerd Brauneiser Senior, „nicht der, der am höchsten dreht gewinnt, sondern der, der am längsten dreht“, sollte sich bei dieser Veranstaltung bewahrheiten.
Der Sinziger Escort spulte, wie in alten Zeiten, die zwei Rennen des Wochenendes problemlos ab. Durch Unfälle und technische Probleme der stärkeren Fahrzeuge konnte sich Hans Gerd Brauneiser im ersten Rennlauf vom letzten Klassen- und Gesamt-Rang bis auf Platz 3 in seiner Klasse nach vorne kämpfen und schaffte es letztendlich unter tosendem Beifall mit Gesamtposition 9 sogar in die Top Ten. Der absolute Wahnsinn.
Auch im zweiten, von Marc Roessle gefahrenen Rennen, ließen (trotz teilweise abenteuerlichen Driftwinkeln) die Langstrecken-Qualitäten von Fahrer und Fahrzeug den Gruppe 1B Escort erneut auf Klassenrang 3 und diesmal Gesamtrang 12 die Zielflagge sehen. Auf der abschließenden Auslaufrunde wurde dann der ein oder andere an der Strecke tatsächlich von seinen Gefühlen übermannt.
Der rege Zuspruch im Fahrerlager und von den Tribünen war absolut überwältigend. Selbst Technik Chef Thomas Uhles, der anfangs von der Idee, das langsamste Fahrzeug im Feld zu sein, nicht wirklich begeistert war, konnte im Anschluss dem Wochenende nur Gutes abgewinnen.
Alles in Allem hatte sich die Rückkehr nach 41 Jahren mehr als gelohnt. Im Grunde hatte man eigentlich viel zu lange damit gewartet. Aber, wie sagt man so schön, besser spät, als nie.
Das ganze Team bedankt sich bei all den Fans, deren Zuspruch und positives Feedback uns mit unendlichem Stolz erfüllt.
Bis bald, Norisring…!
Foto: Andreas Mandel www.kh-saarland.de