23. Juli 2025

Härtetest für Mensch und Maschine

Die 51. Ausgabe des Zolder Historic Grand Prix wird in vieler Hinsicht in Erinnerung bleiben. Als wahrer Härtetest für das Team Brauneiser-Renntechnik. In diesem Jahr war man gleich mit zwei Fahrzeugen angerückt, zu Kämpfen um Ruhm, Ehre und natürlich Meisterschaftspunkte.

Einmal in der FHR Historic Championship 81 mit dem originalen und frisch reparierten Sinziger Ford Escort RS2000 MK2 in Gruppe 1B Spezifikation. Pilotiert, wie gewohnt, von Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser, wo der 5. Lauf zur deutschen historischen Automobilmeisterschaft auf dem Programm stand.
Und zudem war auch Marcs Bruder, Simeon Roessle, mit seinem 1600er Ford Puma wieder am Start für die Rennen 5 und 6 zum Belcar Historic Cup.

Zolder, eine wahre Herausforderung, sowohl für die Technik als auch für die Piloten. Besonders den Bremsanlagen werden auf Grund der Streckencharakteristik immer wieder Höchstleistungen abverlangt. Aber auch die Piloten kommen natürlich nicht zu kurz, müssen alles geben auf der komplexen 3.977 Meter langen Berg- und Talbahn.
Die Wetterlage brachte dazu ebenfalls noch weitere Faktoren ins Spiel. Bereits bei der Anreise am Donnerstag merkte man anhand der hohen Temperaturen, dass es ein äußerst anstrengendes Wochenende werden würde.

Nun denn, beginnen wir mit der Historic Championship.
Hier standen zwei Zeittrainings und ein 80-minütiger Rennlauf mit Fahrerwechsel auf dem Programm. Bei fast 30 Grad Aussentemperatur fanden am Samstag Vor- und Nachmittag die beiden Qualifyings statt. Roessle und Brauneiser ließen hier, trotz der Hitze, nichts anbrennen und lieferten mit konstant schnellen Zeiten eine Top Performance ab. Zwischen all den stärkeren und eigentlich schnelleren Rennfahrzeugen behauptete sich der Gruppe 1B Escort hervorragend, so dass man sich den 15. Gesamtrang sichern konnte. Die 2 Liter Klasse bis 1981 führte man natürlich auch an, jedoch waren die beiden hier leider wieder einmal alleine unterwegs, da der 924er Porsche in Zolder erneut pausierte. Vielleicht waren ihm die eventuellen Strapazen zu viel, den auch die Brauneiser-Mannschaft merkte, das bereits 25 Minuten bei derartigen Temperaturen ein ganz schöner Härtetest für Mensch und Maschine ist.
Wie sollte das denn erst nach 80 Minuten Renndistanz sein?

Nun, am Sonntagmorgen sollte es herausgefunden werden.
Und siehe da, plötzlich gab es einen Wetterumschwung. Verrückt, über Nacht waren die Temperaturen um mehrere Grad gesunken, gepaart mit etwas Bewölkung. Also doch keine Hitzeschlacht. Nun gut, um 10:10 Uhr schaltete die Startampel auf Grün, der Tanz wurde eröffnet.

Hans Gerd Brauneiser hatte die Ehre, zuerst ins Lenkrad des Sinziger Escorts greifen zu dürfen. Und gleich ging es, wie schon die ganze Saison lang, erneut sehr rustikal zur Sache. Ein Mitbewerber auf Alfa Romeo meinte anscheinend, dass die komplette Strecke ihm alleine gehören würde und benahm sich trotz schwankender Rundenzeiten recht ruppig und unkoordiniert. Da jedoch die Motorleistung der Mailänder Gruppe 2 Alublechbüchse sowohl deutlich über dem fahrerischen Talent seines Lenkers, als aber leider auch über Brauneiser’s Gruppe 1B Renners lag, hatte dieser wahrhaftig Mühe, einen Weg daran vorbei zu finden. Im Gegenteil, nur mit seiner ganzen Routine konnte er mehrere Kollisionen verhindern, da der sichtlich überforderte Alfa-Chauffeur wohl auf einer ganz besonderen Mission unterwegs gewesen zu sein scheint. Nach Ende der 6. Rennrunde war der Spuk dann aber endgültig vorbei, Brauneiser hatte sich vor der Kanaalbocht vorbeigepresst, baute sofort ein Polster auf und überließ dem gefallenen Alfa-Lenker seinem weiteren Rennschicksal. Ciao.
Allerdings hatte die ganze Aktion fast 20 Sekunden gekostet, die die davorliegenden Mitbewerber inzwischen herausgefahren hatten. Somit beschränkte sich Brauneisers Aufgabe auf Schadensbegrenzung. Und das klappte erstaunlich gut. Mit guten Rundenzeiten knabberte er Sekunde um Sekunde ab, kam langsam wieder näher. Eine Code 60 Phase, ausgelöst durch eine Kiesbett-Exkusion eines übermotivierten BMW-Piloten, verlangsamte das Ganze dann jedoch wieder etwas. Höchste Zeit für einen Boxenstopp.

Brauneiser raus, Roessle rein, so könnte man es formulieren. Nach gut drei Minuten war der Sinziger Escort zurück auf der Strecke, die inzwischen auch schon wieder freigegeben wurde. Nun war es an Marc Roessle, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Und wie er das tat. Quasi auf Schienen spulte er die restliche Renndistanz ab, immer noch mit top Rundenzeiten.

Mit Fallen der Schwarz/Weiss karierten Flagge war es dann Gewissheit. Belgien scheint ein gutes Pflaster für das Team Brauneiser-Renntechnik zu sein. Platz 10 im Gesamtfeld, zum zweiten Male in diesem Jahr, nach Spa. Wieder mal eine Top Leistung der gesamten Mannschaft, gepaart mit einem hervorragend vorbereitetem Fahrzeug. Chapeau…

Doch Moment, da war doch noch was… stimmt, Simeon Roessle und sein Ford Puma.
Für ihn war Zolder nach Spa erst die zweite Rennveranstaltung in diesem Jahr. Und auch er hatte sich einiges vorgenommen, wollte er doch seinem ärgsten Widersacher auf Peugeot 106 S16 das Fürchten lehren, in der 1600er Nineties-Klasse.
Doch bereits im Qualifying zeigte sich, das dies gar mal nicht so einfach werden könnte. Zwei rote Flaggen sorgten sowohl für Abbrüche nach Unfällen und technischen Defekten, als auch dafür, dass eigentlich noch niemand eine vernünftige Rundenzeit zu Stande gebracht hatte. So wollte nun jeder in den letzten paar Minuten glänzen und eine gute Zeit setzen. Leider hatte Roessle dabei etwas Pech, erwischte keine wirklich freie Runde und musste sich am Ende mit Klassenrang 2 dem 106er geschlagen geben.

Aber im Rennen sollte doch eigentlich was gehen. Hochmotiviert startete man am Samstagmittag, bei allerdings schon wieder fast tropischen Temperaturen, zum ersten Rennlauf über 30 Minuten.
Und hier lief es wirklich gut für ihn. Runde für Runde lieferte er gute Zeiten, konnte den Abstand zum Peugeot deutlich einschmelzen. Zum Schluss reichte es doch nicht ganz und Roessle musste sich auch hier mit Klassenrang 2 zufrieden geben. Jedoch war er nun deutlich näher rangekommen als vorher. Erschöpft, aufgrund der hohen Temperaturen, aber glücklich, fieberte er dem zweiten Rennlauf am Sonntagnachmittag entgegen.

Bis dahin sollte sich einiges tun. Denn wie schon oben erwähnt, gab es ja einen Wetterumschwung. Die Temperaturen waren deutlich niedriger und… es wurde Regen erwartet, kurz vor Rennbeginn. Und der kam auch. Wet Race.
Und wie, in Windeseile waren Regenreifen montiert. Inzwischen schüttete es wie aus Kübeln, quasi Hunde und Katzen, wie die Briten sagen würden. Teile der Strecke und der Boxengasse waren teilweise überflutet.
Niemand rechnete eigentlich damit, daß das Rennen überhaupt gestartet würde.
Aber doch, plötzlich gingen die Lichter beim Safety Car an, es leuchtete überall SC und das Feld setzte sich im Schneckentempo in Bewegeung. Rundenlang krabbelte man umher, hoffte auf Wetterbesserung. Und die kam, zumindest kurzfristig. Am Ende der 4. Rennrunde gingen die Safety-Car-Lichter aus, es wurde tatsächlich freigegeben. Ein Himmelfahrtskommando, bei widrigsten Bedingungen. Jetzt hiess es kühlen Kopf bewahren, keine Fehler machen.

Und hier schlug dann wahrhaftig Simeons große Stunde. Mit ausgefahrenen Krallen preschte der Puma los, teilte mit seinen Regenreifen das Wasser wie einst ein berühmter Prophet. Platz um Platz machte er gut, ließ sich auch von einem Dreher und kurzem Ausflug durchs Kiesbett nicht beirren. Eine Wahnsinns-Performance. Der 106er war da schon längst abserviert und weit hinter ihm.
Inzwischen war er schon auf dem 12. Gesamtrang von 40 gestarteten Autos angekommen, als das Schicksal leider erbarmungslos zuschlug. Denn, wie ebenfalls oben erwähnt, war die Wetterbesserung nur kurzfristig. Inzwischen regnete es wieder kontinuierlich und stärker. Dies wurde Simeon letztendlich leider zum Verhängnis. So schwamm der Puma urplötzlich zu Beginn der Gegengeraden auf einer Pfütze, die eine Runde zuvor noch passierbar war, auf. Aquaplaning, trotz Regenreifen. Der darauffolgende Dreher endete leider tief im Kiesbett, was eine Weiterfahrt unmöglich machte. Schade, Verdammt.

Der Unmut über den Ausfall war ihm verständlicherweise auch nach Rennende noch deutlich anzumerken. So blieb seine absolut herausragende Leistung leider unbelohnt. Er wurde zwar am Ende noch gewertet, jedoch war der 106er Peugeot natürlich wieder vorbeigegangen, was erneut den zweiten Klassenrang für Simeon Roessle und seinen Ford Puma bedeuteten. Dennoch, toll gekämpft, alles gegeben.

Genau wie die Escort-Truppe.Für die geht es in zwei Wochen weiter, beim OGP am Nürburgring.
Auch hier heißt es wieder: Daumen drücken. Bis dahin.

Photo: Belcar Historic Cup

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