28. Oktober 2025

Frostiges Finale

Es gibt Jahreszeiten, da sollte man quasi längst im Winterschlaf sein. Die Rennautos sollten eingemottet sein, die Vorbereitungen für die neue Saison sollten bereits auf Hochtouren laufen. Klingt eigentlich ganz logisch, jedoch hatte die Deutsche Historische Automobilmeisterschaft andere Pläne. So entschied man sich, am letzten Oktoberwochenende des Jahres noch einmal die Eifel aufzusuchen. Ein 2-Stunden-Rennen auf der berüchtigten und zu dieser Jahreszeit unberechenbaren Nürburgring Nordschleife, inkl. GP-Sprintstrecke, stand auf dem Programm.
Der letzte Akt der 2025er Meisterschaft.

Zwei Stunden dem Wetter und den Gegebenheiten trotzen um am Ende die wohlverdienten Lorbeeren zu ernten. Schwedenkreuz nannte sich die Veranstaltung. Zurecht, glich das was die Teilnehmer erwarten sollte im wahrsten Sinne des Wortes zwar nicht dem dreißigjährigen, aber immerhin einem zweistündigen Krieg gegen Wind, Wetter und Streckenverhältnisse.

Mit dem Team Brauneiser-Renntechnik waren noch 14 andere Mitbewerber der FHR-HC-81 angereist um sich dem Saisonfinale 2025 zu stellen. Dazu noch 55 weitere Teams der ADAC-Youngtimertrophy, was ein Gesamtfeld von 70 Fahrzeugen bedeutete. Mittendrin Marc Roessle im Brauneiser Ford Escort RS2000 MK2. Diesmal als Solostarter unterwegs, wollte er mit dem originalen Sinziger Gruppe 1B Fahrzeug in die Schlacht ziehen. Und welch Denkwürdige es werden sollte.

Bereits am Samstagmorgen beim Qualifying befanden sich die Temperaturen im einstelligen Bereich und es regnete immer wieder. Somit war die Taktik klar: eine vernünftige Rundenzeit hinbekommen, ohne dem Auto oder sich selbst zu schaden. Die Strecke war kalt und nass, jedoch immer wieder mit trockenen Stellen. Und tatsächlich zeigte Roessle hier schon Erstaunliches. So bewegte er den RS2000 am Rande der Haftungsgrenze. Die aufgezogenen Intermediate-Reifen gepaart mit Roessles fahrerischem Potenzial und einem wieder einmal top vorbereitetem Fahrzeug erwiesen sich als teuflisch gute Kombination.
So schaffte er es tatsächlich, den Sinziger Escort auf Gesamtrang 3 der FHR-Wertung zu stellen, noch vor sämtlichen Mitbewerbern auf ihren 911er Porsches. Lediglich ein Alfa Romeo und ein 16V Escort MK1, beide von quasi Profi-Rennfahrern bewegt, standen nach dem Training noch vor ihm. Ausserdem bedeutete das den serienübergreifenden Gesamtrang 26, von insgesamt 70 Autos aus Youngtimer- und FHR-Wertung.
Den Klassenrang 1 hatte man eh schon vorher sicher, da man erneut alleine in der 2 Liter Klasse bis 1981 unterwegs war.
Eine unglaubliche Leistung, die natürlich auch von den Mitbewerbern nicht unbemerkt geblieben war. So scharwenzelten einige direkt nach der Quali neugierig und verblüfft um das Einsatzfahrzeug der Brauneiser-Mannschaft.

Doch keine Zeit zum Durchatmen, der Zeitplan drückte.
Nach kurzen Servicearbeiten ging es dann auch schon in die Startaufstellung zum 2 Stunden Rennen.
70 Autos, aufgeteilt in 3 Startgruppen. Die Dritte komplett reserviert für die FHR-Fahrzeuge. Und da, auf Rang 3 von 15 steht tatsächlich der Sinziger Ford Escort mit Marc Roessle. Direkt dahinter die Porsche-Meute.

Der Wettergott spielte nun komplett verrückt. Erst regnete es wie aus Eimern, dann kam die Sonne raus, dann wieder Regen usw… So setzte das Team Brauneiser-Renntechnik weiterhin auf die Intermediate-Reifen, bei dem ständigen Wechsel aus trockenem und feuchtem Asphalt, der dazu auch noch extrem kalt war, die einzig sinnvolle Entscheidung. Bereits die Aufwärmrunde über die komplette Nordschleife deutete an, das es hier gleich eine Menge Arbeit im Cockpit geben wird.

Ampel auf Grün, Start der dritten Gruppe…Und schon ging es drunter und drüber. Zwei Porsche preschten nach vorne, der Alfa drehte sich, der 16v Escort strauchelte. Unbeeindruckt davon legte Roessle los, bereit ein Feuerwerk abzubrennen. So klemmte er sich während der ersten Runde direkt hinter die beiden 911er Porsche, folgte ihnen dichtauf. Einen konnte er sogar kurzzeitig überholen und lag auf Platz 2 der FHR-Wertung. Jedoch hat der 186 PS starke Gruppe 1B Bolide auf der 2600 Meter langen Geraden der Döttinger Höhe natürlich nicht den Hauch einer Chance gegen die luftgekühlten Konkurrenten. So musste er die beiden Porsche wieder ziehen lassen, blieb aber auf Schlagdistanz. Runde um Runde hielt er sich auf dem dritten Rang, sehr zum Entzücken des gesamten Teams. Dabei trotzte er dem Wetter und der Strecke, die immer wieder Überraschungen bereit hielten.

Nach knapp 80 Minuten hieß es dann, Pflichtboxenstopp, 4 Minuten Pause. Was tun, Reifen wechseln oder nicht. Einige Teams zogen Slicks auf, trocknete es doch teilweise schon stark ab. Nach kurzer Rücksprache entschied man sich, Reifen bleiben drauf, volles Risiko. Kurzer Check, alles okay, weiter gehts. Endspurt. Inzwischen waren der Alfa Romeo und der 16v MK1 Escort wieder mit ihren Profifahrern bestückt worden und hatten sich daher an der gesamten FHR-Meute vorbeigemogelt. So lag Roessle drei Runden vor Schluss nun auf Rang 5.

Und dann kam er tatsächlich, der Regen. Da war sie wieder, die Eifel-Rutschbahn, wie gemacht für die Reifen, das Auto und den Fahrer. Ein klarer Vorteil für den Sinziger Escort, der daraufhin zur Schlussattacke ansetzte.

Den ersten Porsche konnte Roessle alsbald einsacken, hatte dieser auch mit technischen Problemen zu kämpfen. Alfa und MK1 Escort waren zu weit enteilt, jedoch rückte der dritte Rang immer weiter in greifbare Nähe, da der letzte verbliebene Porsche nun auch seine liebe Mühe mit den Witterungsbedingungen hatte. So machte Marc über 30 Sekunden auf ihn gut, als es in die letzte Rennrunde ging. Alsbald hatte er Sichtkontakt und rückte seinem Mitbewerber ordentlich auf die Pelle. Als dieser sich wehrte und auf der Ideallinie breit machte, schreckte Roessle auch vom Gebrauch der Lichthupe nicht zurück. Verrückt, ein kleiner 2 Liter OHC Ford Escort MK2 gegen einen ausgewachsenen 911er Porsche RSR.
Und so kam was leider kommen musste,…. nämlich die Döttinger Höhe! Weg war er, der Porsche. Und damit auch der eventuelle, sensationelle dritte Gesamtrang. Platz 4 sollte es letztendlich mit Fallen der Zielflagge werden. Der Porsche hatte sich gerade so übers Ziel gerettet.

Trotzdem eine absolute Ausnahmeleistung von Marc Roessle, der den Sinziger Escort wie einst Olaf Manthey über die Nordschleife prügelte. So lautete das Endergebnis: Rang 20 von 70 Fahrzeugen in der Gesamtaddition, Rang 4 von 15 in der FHR HC-81 Wertung und natürlich Platz 1 in der 1981er Klasse bis 2000ccm.

Das konnte sich doch wirklich sehen lassen.
Ein frostiges Finale einer komplett gelungenen 2025er Rennsaison für das Team Brauneiser-Renntechnik.

Im nächsten Jahr gehts weiter. Seien wir gespannt, was uns dann erwartet. Bis dahin.

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