Die 16.Ausgabe der traditionellen Spa Summer Classic sollten etwas ganz besonderes werden. Das lag zum einen an dem sehr ungewöhnlichen Termin, am letzten Aprilwochenende. Zum anderen hatte sich wieder einmal die Creme de la Creme des historischen Motorsports versammelt, um in den Ardennen ihren Saisonauftakt zu feiern.
Darunter auch der Belcar Historic Cup, bei dem das Team Brauneiser-Renntechnik natürlich wieder am Start war. Mit drei Fahrzeugen in drei verschiedenen Klassen will man die diesjährige Belcar Saison in Angriff nehmen. Zum einen ist da der originale Gruppe 1B Ford Escort RS 2000 MK2 im Sinziger-Gewand, in diesem Jahr von Alexander Trojan bewegt, der in der Klasse der 2 Liter FIA Tourenwagen und GT an den Start geht. Marc Roessle wirft erneut den Escort RS 2000 MK1 mit 2,3 Liter Holbay 16V Triebwerk in den Ring, eingesetzt in der nationalen Tourenwagen und GT Klasse bis 2,5 Liter Hubraum.
Und dann gibt es da noch einen Newcomer. Der erst im letzten November 18 Jahre alt gewordene Simeon Roessle, Marc’s jüngerer Bruder, gibt in diesem Jahr sein Motorsport Debüt. Auf einem modifizierten, ehemaligen Ford Puma Cup Fahrzeug wird er in der nationalen 1600 ccm Klasse der Neunziger Jahre Fahrzeuge an den Start gehen.

Eine bunte Mischung, die das Team Brauneiser-Renntechnik beim Saisonauftakt präsentiert. Tatkräftig unterstützt wurde man in Spa, wie im letzten Jahr, von der Firma Gadebusch, dem Kölner Juwelier.

April… und Spa…? Ob das gut geht? Vom Termin her könnte man eher von Frühlingsclassic sprechen. Na ja, zumindest hat es nicht geschneit. Obwohl die abendlichen Temperaturen sich doch schon fast dem Gefrierpunkt näherten. Tagsüber sollte es aber zweistellig bleiben.
So ging es dann am frühen Freitagnachmittag ins 30-Minütige Zeittraining. Und das sollte es direkt in sich haben. Wechselhafte Bedingungen mit kurzzeitigem Sprühregen sorgten für Stimmung, auf und abseits der Strecke.
Gleich 2x musste das Training mit der roten Flagge unterbrochen werden, so daß nach knapp der Hälfte der Fahrzeit erst wenige Fahrer eine gezeitete Runde geschafft hatten. Auch die drei Brauneiser-Piloten noch nicht. Jetzt wurde es hektisch, jeder wollte natürlich noch eine vernünftige Trainingszeit haben, um beim Rennen nicht hinten stehen zu müssen. Letztendlich gelang es dann doch.
So lag Marc Roessle bis kurz vor Ende der Trainingssitzung auf Platz 1 seiner Klasse, doch mit der letzten gezeiteten Runde wurde er noch von seinem ärgsten Widersacher auf Mazda RX-3 überholt, so daß er sich am Ende mit P2 zufrieden geben musste. Alex Trojan war ebenfalls knapp dran, verfehlte den zweiten Rang seiner Klasse nur um wenige Zehntelsekunden und wurde letztendlich Dritter. Besser machte es Simeon Roessle, der seine Ford Puma tatsächlich auf Platz 1 in der 1600er Nineties-Klasse stellte.

Nun denn, der Anfang war gemacht. Auf zum 1. Rennen.
Dies fand am Samstag, kurz vor 11 Uhr statt. Der Wettergott meinte es diesmal etwas besser, kein Regen in Sicht, der Ritt auf der Ardennen-Achterbahn konnte beginnen.
Und wie…, nämlich gleich einmal mit einem Rückschlag. Denn urplötzlich streikte beim Holbay-Escort von Marc Roessle die Kupplung. Genau bei der Voraufstellung auf der Start/Zielgeraden ging auf einmal kein Gang mehr rein. Geistesgegenwärtig versuchte Roessle den Escort in Schwung zu bekommen und schaffte tatsächlich nach mehreren Startversuchen den Wagen zum Fahren zu bringen, zumindest in einem einzigen Gang. So konnte er, zwar etwas verspätet und im hinteren Feld, an der Aufwärmrunde teilnehmen und dann auch starten. Ziel war es nun, das Auto irgendwie über die Renndistanz zu bekommen.
Sein Bruder Simeon und Trojan hatten von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen, sie waren derweil mit den Kämpfen in ihren Klassen beschäftigt. So war der Puma-Pilot am Start von seinem Mitbewerber überrumpelt worden und lag nur noch auf Platz 2, aber in Schlagdistanz. Alex Trojan hingegen hatte es besser gemacht und direkt einen Klassenkonkurrenten auf Porsche 911 überholt, lag jetzt ebenfalls auf Platz 2 in seiner Klasse.
Im hinteren Feld versuchte Marc Roessle verzweifelt den Holbay-Escort am Laufen zu halten und zumindest noch ein paar Pünktchen für die Meisterschaft mitzunehmen. Dieses Vorhaben wurde leider gegen Mitte des Rennens zu Nichte gemacht, da nach einem Ausfall eines Mitbewerbers das Safety Car auf die Strecke geschickt wurde. Dadurch verlangsamte das Feld teilweise so stark, das Roessle, um eine Kollision mit dem Vordermann zu vermeiden, den letzten verbliebenen Gang rausnehmen musste und somit komplett ohne Vortrieb da stand. Da der Gang auch nicht mehr einzulegen war, blieb ihm nichts Anderes übrig, als das Rennen schweren Herzens zu beenden. Over and out.

Beim anschließenden Neustart musste leider auch Alexander Trojan einen Klassenkonkurrenten auf einem 16V Ford Escort MK1 ziehen lassen und war somit wieder Dritter in der 2 Liter FIA-Klasse.
Um die Wurst ging es bei den Nineties-Fahrzeugen. Simeon Roessle hatte inzwischen kurzzeitig seinen Mitbewerber auf Mazda MX-5 überholt, musste ihn aber direkt darauf wieder vorbei lassen. Ein herzerfrischendes Duell bahnte sich an, das auch erst auf den letzten Metern entschieden wurde. Hier hatte der Debüttant leider das Nachsehen. Nachdem er sich erneut vorbei gekämpft hatte, musste er beim Überrundungsvorgang der Gesamtspitzenreiter etwas Platz machen, den der Mazda schamlos ausnutzte und wieder vorbeizog. Zu einem Konter in der letzten Schikane kam es leider auch nicht mehr, da sich ein weiteres Fahrzeug aus der Spitzengruppe zwischen die beiden Streithähne klemmte und diesen somit vereitelte. Aber P2 im allerersten Autorennen ist auf jeden Fall aller Ehren wert.
Auf Platz 3 seiner Klasse lief letztendlich auch Alex Trojan im Sinziger Escort ein. Gegen eine übermächtige Renault Alpine A110 und den 16V Ford Escort RS1600 war leider kein Kraut gewachsen, trotzdem toll gekämpft.
Marc Roessle und sein Holbay Escort MK1 trafen dann etwas später auch im Fahrerlager ein, nämlich auf dem Abschleppwagen.

Nun musste geschaut werden, was genau passiert war. Schade, aber es gab ja noch einen zweiten Rennlauf, der auch erst am späten Sonntagnachmittag auf dem Programm stand.
Genug Zeit für das Team Brauneiser-Renntechnik, dem Fehler auf den Grund zu gehen und zu beheben. Dies gelang dann natürlich auch. Nach einer längeren Reparaturpause gab der Escort am Sonntagvormittag wieder ein Lebenszeichen von sich, die Kupplung trennte wieder, alle Gänge konnten eingelegt werden.

Frohen Mutes ging es danach in den 2.Rennlauf.
Marc Roessle plante, das Feld von hinten aufzurollen, Bruder Simeon hatte noch eine Rechnung mit dem Mazda offen und auch Alex Trojan wollte sich nicht so einfach geschlagen geben. Nun denn, auf gehts. Gleich am Start machte Marc ernst und preschte wie ein Wirbelwind durchs Feld. Auch Trojan war gut weggekommen, holte Meter für Meter auf die Renault Alpine auf, dessen zweiter Fahrer etwas langsamer unterwegs war als noch am Vortag. Nach kurzer Zeit hatte er dann Sichtkontakt.
Den hatte auch Simeon zu seinem Mazda-Mitbewerber. Nun galt es den richtigen Zeitpunkt für einen Angriff zu wählen. Auch Marc war gut unterwegs, lag schon wieder auf Platz 2 in seiner Klasse.
Dann wurde es noch einmal hektisch, denn erneut musste das Safety Car ausrücken, diesmal nach einem Unfall. Des einen Freud, des anderen Leid.
Marc rückte dadurch bis auf 4,5 Sekunden an den in Klasse führenden Mazda RX-3 heran. Alex hingegen wurde von der Alpine getrennt, da er bereits vom Gesamtspitzenreiter überrundet worden war und sich das Safety Car quasi genau davor setzte. So konnte die Alpine kampflos davonziehen und eine Runde gewinnen. Schade.
Simeons Situation war dagegen unverändert, leicht angespannt, immer noch direkt hinter seinem Konkurrenten. Als die Ampel dann wieder auf Grün geschaltet wurde hieß es jetzt oder nie. Marc Roessle kämpfte mit allen Mitteln, kam aber nicht richtig an den RX-3 heran, weil noch zu viele andere Autos dazwischen waren. Trotzdem konnte er bravourös den zweiten Klassenrang und den 18. Gesamtrang einfahren. Gestartet war er von 48!
Auch Alex Trojan musste sich dann letztendlich mit dem dritten Platz in seiner Klasse zufrieden geben, ohne Safety Car hätte es vielleicht anders ausgesehen. Und dann war da ja noch unser Debütant. Der rückte dem Mazda MX-5 so lange auf die Pelle, bis dieser in der vorletzten Runde tatsächlich noch einen Fehler machte und von der Strecke rutschte. Somit zog Simeon vorbei und konnte seinen ersten Klassensieg einheimsen. Chapeau.

Ein solider Saisonauftakt für das Team Brauneiser-Renntechnik. Bisschen Pech war mit dabei, aber so ist das manchmal beim Autorennen. Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung.
Ein besonderer Dank gilt der Firma Gadebusch Juwelen für die sensationelle Unterstützung. Vor Ort, im Fahrerlager, in der Box, auf den Tribünen, überall schaute man in strahlende Gesichter und es wurde frenetisch angefeuert und gejubelt.
Vielen Dank dafür.

In 3 Wochen geht es nach Zolder zum New Race Festival. Fortsetzung folgt.

Foto: Belcar Historic Cup