24. Juni 2025

Burgfestspiele Hoch Zwei

Die Nürburg, eine ehemalige Gipfelburg, erbaut circa 1166, mitten im Herzen der Eifel. Viele historische Schlachten wurden dort bereits geschlagen. Heute ist sie nur noch eine Ruine und kann besichtigt werden. 1927 erhielt sie eine aufwendige Verzierung, wenn man das so bezeichen kann. Nämlich einen Ring. Den Nürburgring. Rennstrecke und Spielwiese für Geschwindigkeitsfanatiker. Auch hier wurden bis heute unzählige Motorsportschlachten ausgetragen.

Und so stehen auch in 2025 wieder dutzende Veranstaltungen auf dem Programm. Manche davon sogar in kürzester Zeit hintereinander. Da wäre zum Einen die Nürburgring-Classic, Nachfolger des legendären Eifelrennens. Direkt eine Woche darauf folgt das traditionelle ADAC 24H-Rennen. Zwei absolute Leckerbissen im Doubleheader-Format. In dessen Rahmen die Läufe 3 und 4 zur deutschen historischen Automobilmeisterschaft ausgetragen werden. Und wer anders sollte sich dieser Marathon-Aufgabe stellen als das Team Brauneiser-Renntechnik. Nun denn, lasset die Burgfestspiele beginnen!

Nürburgring Classic

Den Anfang machte die Nürburgring-Classic, quasi das ADAC Pendant zum Oldtimer Grand Prix. Vollgepackt mit Highlights der historischen Motorsportszene.
So auch die Historic Championship 81, bei der das Team Brauneiser-Renntechnik um Ruhm und Ehre kämpfen wollte. Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser waren fest entschlossen, den originalen Sinziger Ford Escort RS2000 mal wieder so richtig die Sporen zu geben, wollte man doch an die guten Ergebnisse der ersten beiden Saisonläufe anknüpfen. Top vorbereitet rechnete man sich gute Chancen aus. Leider war man auch bei diesem Lauf alleine in der 2 Liter Klasse bis 1981 unterwegs, da der mitbewerbende Porsche 924 erst beim nächsten Rennen wieder am Start sein sollte. Aber nichtsdestotrotz hatte man ja eh ein Auge auf eine gute Gesamtplatzierung geworfen.

Hochmotiviert ging man am Freitagabend und Samstagmorgen die beiden Qualifikationstrainings an. Selbst der Wettergott spielte mit, ließ die Wolken zu Hause. Die 5,1km lange GP-Strecke des Nürburgrings musste bezwungen werden. Hier spulten Roessle und Brauneiser absolut fehlerfrei ihre Runden ab und landeten mit dem Gruppe 1B Fahrzeug am Ende auf der 27. Gesamtposition von 40 Teilnehmern. Eine sehr gute Leistung, da man den ein oder anderen schnelleren Wagen hinter sich lassen konnte.

Der absolute Höhepunkt der Veranstaltung war dann das 90-minütige Rennen am Samstagabend. Dieses wurde nämlich erst um 20:20 Uhr gestartet, ging also bis in die Dunkelheit hinein. Eine zusätzliche Schwierigkeit, die es galt zu meistern. Direkt am Start konnte sich Brauneiser gut positionieren und kämpfte munter mit weitaus stärkeren BMW 2002 und Alfa Romeo GTAs. Auch eine Code 60 Phase konnte die Meute nur kurz bremsen, kurz darauf ging das wilde Gerangel bereits weiter.
Nach etwas über einer halben Stunde kam Brauneiser dann zum planmässigen Pflichtboxenstop herein. Dieser wurde von der gesamten Crew wieder einmal absolut fehlerfrei absolviert. Fahrerwechsel, Marc Roessle nahm nun auf dem heißen Stuhl Platz. Nach genau 3 Minuten und 2 Sekunden war er dann wieder auf der Piste und die Hatz ging weiter.

Runde um Runde legte er Top-Zeiten hin und konnte inzwischen bereits auf Rang 18 der Gesamtwertung vordringen, als plötzlich das Schicksal erbarmungslos zuschlug.
Ein ungutes Gefühl beim Einlenken erwies sich als Reifenschaden, das Ding musste runter.. Der Hilferuf per Funk wurde erhört, Roessle konnte an die Box kommen, wo man sich dem Problem annehmen wollte. In Windeseile wurde vorne rechts ein neuer Pneu montiert und der Sinziger Escort wieder auf die Reise geschickt.

Mit reichlich Wut im Bauch peitschte er das 1B-Gefährt über die letzten Runden und versuchte so gut es ging, den entstandenen Schaden zu begrenzen. Ganz schaffte er es leider nicht mehr, trotzdem landete man am Ende der 90 Minuten auf einem respektablem 22. Gesamtrang. Der Klassensieg war ja schon vorher sicher gewesen.
Alles in allem waren Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser zufrieden mit ihrer und der Leistung des Fahrzeuges. Denn dies war eigentlich nur die Generalprobe. Keine Verschnaufpause, nach dem Rennen ist vor dem Rennen, ging es ja schon eine Woche später bereits weiter.

24h-Classic

Diesmal nicht nur auf der GP-Strecke, sondern auch auf der Nordschleife. 24h Nürburgring, die 53ste Ausgabe, Burgfestspiele die Zweite. 206 historische Fahrzeuge in sämtlichen Formen und Farben hatten fürs traditionelle Rahmenrennen, die 24h-Classic genannt. Ein unglaubliches Spektakel vor einer Zuschauerkulisse, die Ihresgleichen sucht. Frohen Mutes und gut aufgelegt wollte das Team Brauneiser-Renntechnik auch hier zeigen, was es kann.

Zudem sollte es eine Premiere geben, nämlich das Nordschleifendebüt von Marc Roessle. Noch nie hatte er die 25,378km vorher im Rennwagen absolviert. Doch nicht nur das war neu, es gab bei diesem Rennen auch einen neuen Co-Piloten für ihn. Und das war ein alter Bekannter, im wahrsten Sinne des Wortes. Kein geringerer als Robert Baumann sollte Roessle bei seinen ersten Nordschleifenrunden zur Seite stehen. Mit seinen 75 Jahren gehört er damit zu den Ältesten, aber auch erfahrensten Teilnehmern der ganzen Veranstaltung. Ausserdem saß er bereits 1982 in diesem Fahrzeug und war auch maßgeblich am Erfolg beim 2022er 1000km-Rennen beteiligt. Zudem hatte man mit 21 (Roessle) und 75 (Baumann) auch noch direkt das Team mit dem größten Altersunterschied am Start.

Viel hatte man sich vorgenommen, zumahl bei dieser Veranstaltung der Porsche 924 zurückgekehrt war, mit starker Fahrerbesetzung, nämlich einem Profirennfahrer, der auch schon das richtige 24h-Rennen als Gesamtsieger beendet hatte. Somit lag die Messlatte hoch für das Team Brauneiser-Renntechnik und ihrem Sinziger Gruppe 1B Escort RS2000. Bei den beiden zweistündigen Qualifyings sollte sich bereits die Spreu vom Weizen trennen, bzw. auch einige Fahrer von ihren Autos. So gab es bereits dort viele Ausrutscher, Unfälle und technische Defekte.

Ziemlich unbeeindruckt davon spulte die Mannschaft Roessle/Baumann ihre Runden ab. Der 21-jährige Youngster hatte sich schneller als gedacht mit der grünen Hölle angefreundet und ging nach und nach auf Zeitenjagd. Robert Baumann drehte ebenfalls konstant schnelle Runden. Der 924er Porsche war auch extrem flott unterwegs, jedoch konnte Roessle den Angriff auf den ersten Klassenrang erfolgreich abschmettern und seinerseits eine Fabelzeit in den Asphalt brennen, die letztendlich zu rang 94 von 206 Fahrzeugen im Gesamtfeld reichte. Ein Wahnsinnsergebnis für die gesamte Truppe. Da sollte doch was gehen, zumahl man so den 924er Porsche eigentlich auch auf Distanz halten würde.

Im Rennen am Samstag sollte sich dann zeigen, wohin die Reise geht. Genau um 8:50 Uhr schaltete die Startampel auf grün und schickte die inzwischen nur noch 186 Autos (20 hatten schon nach dem Training die Segel streichen müssen) auf die 160-minütige Reise, bei fast tropischen Temperaturen.
Der erfahrene Robert Baumann eröffnete die Hatz. Gleich am Start konnte er sich gut behaupten und seine Position im Feld festigen. Was folgte erinnerte ein bisschen ans Qualifying: Ausritte, Unfälle sowie technische Defekte der anderen Teilnehmer. Und das gleich zu Beginn des Rennens. Mehrere Code 60 Zonen war das Ergebnis. Ungerührt davon spulte Baumann eine Runde nach der Anderen wie an der Schnur gezogen ab. Den Porsche konnte er somit mühelos auf Distanz halten.

Nach etwas über einer Stunde wurde es dann spannend, der Pflichtboxenstopp mit Fahrerwechsel und Nachtanken stand an. Fast ohne Kratzer übergab Baumann den Sinziger Escort an Marc Roessle. Nach genau 4 Minuten war alles erledigt, Fahrerwechsel, Reifencheck, Tanken sowie Technikkontrolle. Wieder mal eine Top Teamleistung. Hochmotiviert nahm Roessle die Fahrt wieder auf und jagte durchs Feld, den Porsche sicher auf Distanz.

Doch manchmal laufen die Dinge einfach nicht so, wie man es sich erhofft. Und dann kommt meistens auch noch Pech mit dazu. Das traf leider erneut, wie schon eine Woche zuvor, Marc Roessle. Denn anscheinend hatte sich auf der Strecke ein Unfall ereignet. Die Fahrzeuge waren schon aus dem Weg geräumt, doch es lagen anscheinend immer noch Trümmerteile der Havarie auf der Piste. Und genau über diese Trümmerteile musste Roessle nun, ohne Ausweichmöglichkeit, fahren. Es kam wie es kommen musste, das Schicksal schlug erneut zu, nämlich in Form eines Trümmerteiles in den Ölkühler des Sinziger Escorts. Dort war nun ein Loch und es trat Öl aus, welches durch die Verwirbelungen im Motorraum langsam aber sicher nach oben gesaugt wurde. Nachdem der Raum bereits geflutet war machte sich das Öl langsam weiter Richtung Motorhaube und Windschutzscheibe.
Ein irritierter Roessle, der von der ganzen Aktion bis dahin überhaupt nichts mitbekommen hatte (Auto lief einwandfrei, Öldruck war stabil) wunderte sich auf Döttinger Höhe über den plötzlich auftretenden und immer größer werdenden schwarzen Schmierfilm auf Haube und Scheibe. Verzweifelt funkte er das Team für einen Notstop an und wurde auch diesmal wieder erhört. Mit letzter Kraft und Sicht schaffte er es in die Boxengasse. Doch dort konnte ihm leider nicht mehr geholfen werden, denn beim Öffnen der Motorhaube erblickte das Team das gesamte Ausmaß: Der kompletter Vorderwagen des Escorts glich einer einzigen, sprudelnden Ölquelle.

Die Blutung konnte leider vor Ort nicht gestoppt werden. Aus, vorbei. Zum Glück war nicht mehr passiert, der Escort hätte auch Feuer fangen können. Damit war das Rennen jedoch gelaufen, den Klassensieg erbte der Porsche 924 kampflos. Schade, hatte man sich doch auch im Bezug auf die Gesamtwertung einiges ausgerchnet nach dem Trainingsergebnis. Aber manchmal soll es eben einfach nicht sein.

Was bleibt ist ein zweiter Klassenrang (man wurde aufgrund der zurückgelegten Distanz noch als 163. im Gesamt gewertet) und die Erkenntnis, dass das Team Brauneiser Renntechnik mit ihrem Ford Escort RS2000 sowohl auf der GP-Strecke, als auch auf der Nordschleife, der Konkurrenz ordentlich das Fürchten lehren kann. Und… dass zwei Rennwochenenden hintereinander ganz schön anstrengend sein können.

See you in Zolder!

Titelbild: Jeannot Boesen www.rtl.lu

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