Einmal im Jahr ist es soweit. Da bittet der Nürburgring zum legendären Oldtimer Grand Prix. 2024 bereits zum 51sten Male. Vor dem Hintergrund des historischen Rennsports auf Top-Niveau wurde der Eifelkurs zum Treffpunkt für Insider, Experten und natürlich für Motorsport-Fans aus aller Welt. Rund 600 historische Fahrzeuge waren dabei am Wochenende auf der Strecke zu sehen. Absolutes Kaiserwetter sorgte dazu noch für die richtige Untermalung dieses Traditionsevents.

Bereits im letzten Jahr war das Team Brauneiser-Renntechnik dort beim DRM-Revival angetreten. Damals jedoch ohne wirkliche Aussicht auf Erfolg, im starken Feld der Gruppe 5 Boliden. Das sollte sich in diesem Jahr ändern. Denn mit der Historic Championship 81 der FHR war eine Rennserie am Start, die genau das richtige Betätigungsfeld bieten sollte. Ausserdem besitzt sie das DMSB-Prädikat „Deutsche Historische Automobil-Meisterschaft (DHAM)“, ausgeschrieben für Fahrzeuge der ehemaligen Gruppe 1-4, bis Baujahr 1981. Das ist doch was, Herausforderung angenommen.

Und so wurde kurzerhand der Sinziger Ford Escort RS2000 MK2 dort genannt. Das originale Gruppe 1B Fahrzeug, unter anderem in diesem Jahr schon erfolgreich am Norisring unterwegs, sollte perfekt in die Serie passen, nämlich in der Klasse für Tourenwagen und GT-Fahrzeuge bis 2500ccm und Bau/Homologationsjahr 1981.
Alexander Trojan saß nach dem Zolder Historic Grand Prix erneut hinterm Steuer. Sein Co-Pilot war an diesem Wochenende Marc Roessle. Und wie bereits bei den Spa Summer Classic wurde die Brauneiser-Renntechnik Truppe auch diesmal wieder von der Firma Gadebusch Juwelen tatkräftig unterstützt.

Neue Serie, neues Format, neue Herausforderungen. Denn bei der HC-81 werden keine Sprint- sondern Langstrecken-Rennen von 90 Minuten gefahren, inkl. Boxenstopp mit eventuellem Fahrerwechsel. Daran sollte man sich erstmal gewöhnen müssen.

Aber der Reihe nach:
Am Samstagmorgen ging es bei strahlendem Sonnenschein zum 30-minütigem Qualifying, dass Trojan eröffnete. Souverän spulte er seine Runden ab und übergab dann nach der Hälfte der Zeit an Roessle. Auch er legte ein gutes Tempo vor, drehte seine Runden fehlerfrei und konnte die Trainingszeit sogar noch etwas steigern. Am Ende war es dann tatsächlich Platz 1 in der Klasse und Rang 44 von 58 Teilnehmern im Gesamtfeld. Gar nicht schlecht für das erste Mal.

Jetzt hieß es, alles noch mal checken und vorbereiten für die 90-minütige Hitzeschlacht am Sonntag. Und die sollte es wahrhaftig in sich haben. Auch hier eröffnete Trojan als Startpilot. Schon bald zeichnete sich ab, daß das HC-81 Feld insgesamt etwas rauher und ungestümer (eventuell auch untalentierter?) zu Werke geht als man das von der Belcar oder anderen Serien gewohnt war. So waren Dreher, Ausritte und Unfälle an der Tagesordnung. Diese wurden dann meistens mit einer Full Course Yellow Phase, bei der die Geschwindigkeit auf 60 Km/h gedrosselt werden muss, belohnt, damit die Streckenposten erstmal aufräumen konnten.

Unbeirrt davon zog Trojan seine Kreise und baute die Führung in der Klasse in Kürze deutlich aus. Gegen Hälfte der Renndistanz kam er dann zum Pflichtboxenstopp mit Fahrerwechsel herein. Auch hier gab es wieder eine neue Herausforderung, nämlich eine Mindestzeit für den Stopp. Diese betrug drei Minuten, gemessen an den Linien von Boxen Ein- und Ausfahrt. Jede Sekunde Unterschreitung würde fünf Strafsekunden bei der Endabrechnung bringen. Doch erneut zeigte die souveräne und eingespielte Brauneiser-Renntechnik Truppe ihre Klasse. Die drei Minuten wurden eingehalten (mit etwas Spielraum), es gab keine Zeitstrafe, Roessle konnte somit unbehelligt und hochmotiviert seine Reise aufnehmen.

Und die sollte wild werden.
Die 2. Rennhälfte setzte nämlich nochmal einen drauf in Sachen Kiesbett-Touristik, Kaltverformung und geplatzter (Motoren-) Träume. Zwischendurch war die Strecke so verdreckt und schmierig, dass sogar Roessle ins Schlingern geriet, aber mit all seiner Abgeklärtheit und Souveränität Schlimmeres verhindern konnte. Große Zeitenverbesserungen waren unter diesen Umständen allerdings nicht mehr möglich. Trotzdem hatte Roessle ein gesundes Tempo drauf und kletterte langsam aber sicher Position um Position nach oben im Gesamt-Tableau.

Nach 90 anstrengenden Minuten hieß es dann letztendlich: Platz 1 in der Klasse und Platz 29 im Gesamtfeld.
Ein bärenstarkes Debüt für die Truppe und den wieder einmal top vorbereiteten Sinziger Ford Escort RS2000 in der DHAM. Somit hatte man eindrucksvoll bewiesen, daß man es auch in dieser Rennserie mit den Gegnern aufnehmen kann. Vielleicht sieht man sich ja im nächsten Jahr wieder, eventuell dann auch beim 52. Oldtimer Grand Prix. Wer weiß?

Fotos: Jochen Seelhammer