30. April 2025

Ardenner Husarenritt

Zum 17. Male fanden am vergangen Wochenende die bei Zuschauern und Teilnehmern äußerst populären Spa Summer Classic statt. Eine Veranstaltung, prallgefüllt mit Highlights der historischen Motorsport Szene. Ob Belcar Historic Cup, FHR Historic Championship oder 1300 ETC, um nur Einige zu nennen. Da sollte doch für Jeden was mit dabei sein.

Und genau so sah es natürlich auch das Team Brauneiser-Renntechnik. Diesmal war man mit zwei Fahrzeugen angereist. Zum Stammfahrzeug, dem originalen Sinziger Ford Escort RS2000 der ehemaligen Gruppe 1B, der wie in Hockenheim von Marc Roessle und Hans Gerd Brauneiser bei der FHR HC-81 eingesetzt wurde, gesellte sich bei dieser Veranstaltung noch Marcs Bruder, Simeon Roessle, mit seinem 1600er Ex Cup Ford Puma, der beim Belcar Historic Cup an den Start gebracht wurde.

Summer Classic, das klingt nach Sonne, tropischen Temperaturen, kühlen Drinks… Weit gefehlt, zumindest bei der Anreise am Donnerstag. Denn der Ardennen-Wettergott hatte da so seine eigenen Vorstellungen. Heißt strömender Regen, einstellige Temperaturen, Windböen, herrlich. Genau richtig um Zelte aufzubauen, Autos zu bekleben, technische Abnahmen durchzuführen,… Das konnte ja was werden, dachte sich die komplette Brauneiser-Truppe. Doch pünktlich zu Beginn der Veranstaltung am Freitag morgen verzog sich die Kaltfront genau so schnell, wie sie gekommen war. Endlich konnte es losgehen mit den Sommer-Klassik in Spa.

Die Eröffnung machte die FHR HC-81 mit ihrem ersten Qualifying. Hans Gerd Brauneiser durfte beginnen und dem Sinziger Escort die Sporen geben. Allerdings noch etwas zaghaft und bedacht, denn die Strecke war längst noch nicht in Bestzustand und komplett trocken. So wurde das erste Qualifying zu einer wilden Drift-Orgie, denn man hatte natürlich, wie viele andere Mitbewerber auch, Slickreifen aufgezogen, die erstmal auf Temperatur gebracht werden mussten. Als dies dann geschafft war purzelten auch gleich die Zeiten.
Brauneiser legte ein gutes Tempo vor und spulte die 35 Minuten fehlerfrei ab. Am Ende landete man in Q1 tatsächlich auf dem 8. Gesamtrang von 34 Fahrzeugen. Den ersten Klassenrang hatte man schon vorher sicher, da der 924er Porsche aus Hockenheim für diese Veranstaltung umgenannt hatte und als Carrera GTS in einer höheren Klasse startete. Somit war der Escort quasi als Soloteilnehmer in der 1981er Klasse bis 2500ccm unterwegs. Trotzdem ein Wahnsinnsergebnis, daß aber auch ein bisschen dem Wetter und der Strecke geschuldet war. Im zweiten Qualifying am Nachmittag sollte es weitergehen.

Derweil zurück zum Ford Puma und Simeon Roessle. Dieser hatte sich inzwischen bereit gemacht, denn es standen freies Training und Qualifying beim Belcar Historic Cup an. Da es eine Änderung im Belcar-Reglement gab, wurde das freie Training genutzt für eine Demonstation der neu eingeführten Full Course Yellow Phasen. Hier konnte jeder Teilnehmer ausprobieren, wie gut er damit zurecht kommt. Das Ergebnis war allerdings gemischt, dazu aber später mehr.
Simeon absolvierte das Training jedoch ohne Probleme. So ging es nach kurzer Pause dann direkt weiter ins Belcar Qualifying. Und hier war dann schon nach kurzer Zeit Endstation für Simeon. Ein kleines Missverständnis beim Überholversuch eines anderen Teilnehmers endete mit einem Dreher ins Kiesbett für ihn. Leider kam er aus eigener Kraft nicht mehr weg. Schade, Qualifying vorbei. Eine gezeitete Runde hatte er aber absolviert, somit war er im Rennen startberechtigt, wenn auch ziemlich weit hintern.

Nun denn, jetzt war sein Bruder Marc wieder an der Reihen, das zweite Qualifying der HC-81 stand an. Diesmal bei komplett trockener Strecke. Energisch peitschte er den MK2 Escort über die Ardennen-Achterbahn. Doch leider konnten auch die Mitbewerber zulegen, so daß es letztendlich trotz nochmals deutlicher Zeitverbesserung nur zu Gesamtrang 18 von den 34 Fahrzeugen reichte, die aber allesamt stärker motorisiert sind als der originale Gruppe 1B-Escort. Daher war man wirklich nicht unzufrieden und hoffte, am Renntag dem ein oder anderen mit einer guten Taktik ein Schnippchen schlagen zu können.

Der Samstag brachte dann wirklich sommerliche Temperaturen und Gefühle, da sollte doch was gehen. Simeon Roessle machte diesmal die Eröffnung mit dem ersten Rennlauf des Belcar Historic Cups. 30 Minuten Sprint, voller Einsatz, volle Konzentration. Daran mangelte es Simeon beileibe nicht, doch schwächelte hingegen sein Renngefährt ein wenig. Ab der 2. Runde stieg der Drehzahlmesser des Pumas aus, nun musste er nach Gehör fahren.
Das gelang eigentlich ganz gut, aber Spitzenzeiten waren damit nicht mehr zu erreichen. Am Ende musste er sein Vorhaben, seinen 1600er Mitbewerber auf Peugeot 106 S16 einheizen und überholen, leider begraben und sich mit Rang 2 in der Klasse zufrieden geben. Better luck next Time.

Zurück zur HC-81. Die Besatzung Marc Roessle/Hans Gerd Brauneiser sowie die gesamte Brauneiser-Renntechnik Crew hatte sich viel vorgenommen. Immer wieder war man den Plan durchgegangen, nun wollte man ihn in die Tat umsetzen. Um 15:40 bei brütender Hitze eröffnete Brauneiser den 90 minütigen Ardennen-Husarenritt. Und wieder ging es zu wie in einem Ameisenhaufen. Analog zu Hockenheim, geht es in dieser Serie etwas rustikaler zur Sache. Autos tanzen, kegeln, drehen, reiben, rutschen, rauchen, eine wahre Augenweide für die Zuschauer, dagegen Schwerstarbeit für die Piloten.
So hatte Brauneiser erneut alle Hände voll zu tun, sich aus allem raus zu halten und den Escort unbeschadet über die Distanz zu bringen. Irgendwann hatte man sich dann aber sortiert und es ging etwas gesitteter daher. Nach 30 Minuten steuerte er die Box an zum obligatorischen Pflichtstopp und Fahrerwechsel. Marc Roessle nahm nun auf dem heissen Stuhl platz. Kurzer Check, Luftdruck prüfen, Mindestzeit abwarten und weiter gehts. Boxenstopp auch diesmal fehlerfrei.
Nach kurzer Eingewöhnungsphase spulte Roessle eine Runde nach der Anderen wie ein Uhrwerk ab. Und legte dabei noch top Zeiten hin. Inzwischen war man, begünstigt durch Ausfälle, Missgeschicke anderer Teilnehmer und etwas glücklicher Fügung weit nach oben im Tableau geklettert, so kratzte der Sinziger Escort teilweise sogar an der Top 10. Leider hatte der Renngott aber noch ein paar Tricks auf Lager und warf z.B. urplötzlich ein Safetycar in den Ring, das sich tatsächlich genau zwischen Roessle und einen Mitbewerber auf Alfa Romeo setzte, der damit enteilen konnte und für den tapferen Escort-Piloten nicht mehr zu erreichen war.

Däh, Pech gehabt. Aber egal, kurz darauf wurde das Rennen abgewunken. Toll gekämpft, Platz 12 war es im Gesamtfeld geworden. Starkes Ergebnis für die Brauneiser-Mannschaft. Die staunte dann aber auch nicht schlecht als das offizielle Endergebnis verkündet wurde. Denn es hatten sich noch einige Vorfälle ereignet, die alles nochmal durcheinander wirbelten, zu kurze Boxenstopps, Track Limit Vergehen, etc. Nachdem alle Strafen verhängt waren folgte das Resultat: Platz 10! Im Gesamtfeld von 34 gestarteten Fahrzeugen. Ein Bombenresultat.

Wieder einmal wurde die hervorragende Vorbereitung und Teamleistung fürstlich belohnt. Toll gemacht, sauber abgeliefert, wichtige Punkte gesammelt im Kampf um die FHR-Meisterschaft. Was für ein Happy end.

Aber da war doch noch was.
Richtig, Simeon Roessle und der Ford Puma hatten ja noch eine Rechnung offen. Diese sollte am späten Sonntagnachmittag beim zweiten Rennlauf des Belcar Historic Cups endlich beglichen werden. Hochmotiviert legten Simeon und die Anderen los. Ein wildes Gerangel, bei dem auch schon mal Stücke flogen und Autos auf der Strecke blieben. Daraus resultierte dann: Eine Full Course Yellow Phase.
Und hier kommen wir wieder zurück auf Freitag und das eher gemischte Ergebnis des Tests beim freien Training. Denn einige hatten das Prinzip wohl noch nicht so ganz verstanden, das ab dem Moment wenn Full Course Yellow angezeigt wird, man sofort seine Geschwindigkeit auf 60kmh zu reduzieren hat. Leider war auch Simeon unter den Schuldigen und reagierte anscheinend etwas zu träge. Das Ergebnis daraus, eine Boxen-Durchfahrtsstrafe. Diese machte dann leider alle Hoffnungen auf ein gutes Resultat zunichte. So blieb es erneut bei Rang 2 in der 1600er Nineties-Klasse.
Aber egal, Lektion gelernt, beim nächsten Mal wird’s bestimmt besser. Und das wird kommen, da bin ich mir ziemlich sicher. Bis dahin.

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